Projekte

 

Ein kleines Paradies auf Erden-

PERMA-Kultur im Waldkindergarten Straßlach Dingharting

 

Seit September 2003 erleben die "Waldkinder" der Gemeinde Straßlach-Dingharting die Natur- und Waldpädagogik hautnah - täglich und bei jeder Witterung. Sie gehen mit Begeisterung und voller Neugierde in den Wald und kennen dabei gar kein schlechtes Wetter, sondern lediglich die unterschiedlichen Gesichter "ihres" Waldes bei Regen, Schnee oder Sonnenschein. Die Selbstverständlichkeit, mit der sie der Natur in ihren vielfältigen Erscheinungen begegnen und die Kreativität ihrer Spiele und Bastelarbeiten ohne vorgefertigtes Spielzeug bzw. Material haben die anfänglichen "Herzklopfen" mancher Mutter längst beseitigt: die Kinder und ihre Familien fühlen sich im Waldkindergarten rundum wohl und genießen sichtlich die Zeit in der Natur.

 

Nach 13 Jahren erfolgreichem Betrieb und freiwilliger Bezuschussung durch die Gemeinde Straßlach-Dingharting ist nun der Waldkindergarten in die Förderung nach BayKiBiG (Bayerisches Kinderbildungs- und -Betreuungsgesetz) aufgenommen worden. Das seit 2005 gültige BayKiBiG soll insbesondere den Bildungsauftrag stärken. Mit diesem Gesetz werden die Ziele des Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplans für Kinder bis zur Einschulung verbindlich.

 

Es gibt viele unschlagbare Argumente für einen Waldkindergarten, angefangen von den Vorzügen (und Freuden!) des Spielens und Erlebens in der freien Natur bis hin zu den einzigartigen Erfahrungen, die die Kinder in Projekten wie beispielsweise dem Töpfern in einer echten Keramik- und Bildhauerwerkstatt oder dem Kartoffelpflanzen auf dem Bio-Bauernhof einer Kindergartenfamilie machen. (Im Waldkindergarten Straßlach-Dingharting gibt es zudem auch traditionell eine Waldübernachtung aller Familien zusammen mit den Erzieherinnen, zu deren zauberhaften Momenten das gemeinsame Beobachten – ganz in der Stille – von Glühwürmchen kurz nach der Dämmerung zählt). Dass das pädagogische Konzept eines Waldkindergartens nah am namensgebenden Sujet, dem Wald, orientiert ist, liegt in der Natur der Sache und versteht sich von selbst. In der Praxis kommt darüber hinaus ein weiterer entscheidender Punkt zum Tragen: Ohne gemeinschaftliches Engagement lässt sich kaum etwas bewegen. Ohne das Zusammenspiel aller ist der Lern- und Erfahrungsraum „Waldkindergarten“ wohl schwerlich zu verwirklichen. Und so bilden die Eltern, Erzieherinnen und zahlreiche Freunde und Verbündete oft ganz praktisch ein Team, das im Blick hat und aktiv angeht, was für den Erhalt des Ortes und das Wohl der Kinder wichtig ist. Welche wertvollere Erfahrung könnten wir Kindern bieten, als einen intensiven Bezug zur Umwelt und die konkrete Erfahrung, dass wir gemeinsam etwas Sinnvolles für Mensch und Natur erschaffen können? 

 

Im Waldkindergarten Straßlach-Dingharting gab es dieses Jahr bislang zwei Aktionen, bei denen gemeinschaftliches Engagement im Vordergrund stand: Beim Ramadama der Gemeinde im April beteiligte sich der Waldkindergarten und säuberte das gesamte Waldstück rund um das Bauwagen-Areal. Eifrig durchforsteten die Kinder „ihren Wald“ gemeinsam mit Eltern, Geschwistern, Großeltern, den Erzieherinnen und der ebenfalls beteiligten Schülergruppe aus dem Ort. 

Ein gemeinschaftliches Projekt ganz anderer Art stellte die Verwirklichung eines Hügelbeets für den Kindergarten dar. Inspiriert von einem Vortrag der vielerorts aktiven Permakultur-Designerin Karin Frank aus dem Chiemgau und aktiv unterstützt durch Mitglieder der Grünen Ortsgruppe Straßlach-Dingharting begeisterte die Kindergartenleiterin Birgit Relin die Eltern des Waldkindergartens für die Idee eines Hügelbeets. Das Kindergarten-Beet sollte ein kleines Pilotprojekt darstellen, um zu testen, wie sich in Straßlach eine breiter angelegte Permakultur-Initiative umsetzen lassen könnte. Ohne großen Vorlauf versammelten sich Eltern, Erzieherinnen, Freunde, Verwandte und Förderer an zwei Wochenenden, um den Hügelbeet-Plan konkret werden zu lassen – selbstverständlich unter Beteiligung vieler Kinder, die tatkräftig mit anpackten und fröhlich um die zu Gärtnern gewordenen Eltern herumtollten.

Zunächst wurde ein ca. 1,5 Meter breites und 8 Meter langes Stück Wiese ausgehoben, das Holz pyramidenförmig in das ausgehobene Wiesenstück gebettet, bis schließlich eine harmonische Hügelform entstand, erstellt aus vielen großen und kleinen Helferhänden. Nachdem Erde und Humus aufgeschüttet waren, bepflanzten die Kinder ihr Beet mit dem gewünschten Gemüse und selbstverständlich auch mit Beeren und Blumen. In den folgenden Wochen konnten sie neben dem Wachstum in Wald und Wiese auch ihren eigenen Garten gedeihen sehen. Fleißig wurden morgens die Schnecken weg getragen und die ersten roten Erdbeeren wurden in viele Stück geteilt zum Probieren für alle. Sogar die Quiche aus eigens angebautem Mangold wurde vom Großteil der Kinder probiert. „Schmeckt so gut wie Schokolade“ war wohl das größte Lob, das je ein Mangold aus Kindesmund vernommen haben dürfte. 

Kräuterpädagogik im Waldkindergarten
Projekt vom 2.5.2005 - 29.5.2006, gefördert von der Aktion Mensch-5000xZukunft. Seither wird die Kräuterpädagogik regelmäßig angeboten.

Die Aktion Mensch fördert insgesamt 5000 Projekte in der Kinder- und Jugendarbeit mit jeweils bis zu 5000 Euro. Für dieses Förderprogramm stehen 25 Millionen Euro zur Verfügung. Gefördert werden Projekte, die kreativ sind, nachdenklich machen, beraten, unterstützen oder neue Erlebnisräume erschließen. Die Förderaktion 5000xZukunft ist eine Initiative der Aktion Mensch, des ZDF und der Jugend- und Wohlfahrtsverbände. Die Deutsche Behindertenhilfe-Aktion Mensch e.V. hat in seiner Förderaktion 5000xZukunft für das Projekt : Ein Jahr für alle Sinne: Kräuterpädagogik im Waldkindergarten dem Waldkindergarten Straßlach-Dingharting e.V. einen Zuschuss bewilligt.

Unsere Waldkindergartengruppe wurde von der Kräuterpädagogin Barbara Baindl über ein Jahr begleitet. Die Kinder bekamen fundierte Kenntnisse über Wildkräuter, sammelten und verarbeiteten sie zu gesunden Köstlichkeiten, legten Herbarien an, lernten die Kraft, aber auch die potentielle Gefahr der Kräuter kennen. Die Kinder wurden zu Multiplikatoren und übernahmen teilweise selbst die Rolle des Ausbilders gegenüber ihren Familien oder anderen Kindern. Durch die vielfältigen, ganzheitlichen Sinneserlebnisse (Duft, Geschmack, Farbe, Gefühl) entwickelten die Kinder eine enge Bindung zur Natur und ein intensives Verantwortungsgefühl ihr gegenüber - dem Grundsatz getreu: nutzen ohne auszunutzen. Die Kräuterpädagogik erschließt neue Erlebnisräume und sät im Kind den tiefen Respekt vor der Umwelt, der noch im Erwachsenenalter Früchte trägt: was man kennen und lieben lernt, schätzt und schützt man. Damit die aktivierende Wirkung des Projektes möglichst viele Menschen erreichte, fanden Kinder- und Familienkurse auch außerhalb der Waldkindergartengruppe statt.

Unsere Kräuterpädagogik-„Ausbildung“ sollte eine nachhaltige Veränderung der Haltung vieler Familien zu den Wildkräutern bewirken – und damit zur Natur und zur Ernährung. Für die meisten Erwachsenen ist heute der Umgang mit Wildkräutern und ihre Verwendung im Alltag keine Selbstverständlichkeit mehr. Damit die Kinder als Multiplikator wirken können, ist es daher wichtig, dass auch die Familien sensibilisiert und einbezogen werden. Die übertriebene Vorsicht und tief liegende Skepsis vieler Eltern gegenüber den Wildkräutern würden sich sonst auf die Kinder übertragen und das Projektziel gefährden („was wir nicht kennen, macht uns Angst“). Erlebnisse im Kindesalter prägen uns nachhaltig: das erweiterte Geschmacksspektrum und die Bereitschaft, sich für Naturprodukte zu öffnen, wirken über die Kindergartenzeit hinaus. Eine nachhaltige und ökologisch verträgliche Natur- und Ernährungskultur, in jungen Jahren entwickelt, bleibt auch später erhalten.

Die Kräuterpädagogin besuchte den Waldkindergarten von Anfang Mai 2005 bis Ende Mai 2006 außer in den Ferien an einem Vormittag pro Woche. An einigen Kurstagen übernahmen die Waldkinder selbst die Rolle des Kräuterpädagogen gegenüber ihren Familien bzw. den anderen Kindern.

 

Seit diesem Projekt ist die "Kräuterbarbara" für die Kinder und den Kindergarten fester und wichtiger Bestandteil. Bis heute kommt Barbara regelmäßig um mit den Kindern die Kräuter zu erforschen.

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„Landart für Kindergartenkinder“
Ein Projekt vom 1.9.2003-31.10.2004, gefördert von der Regierung von Oberbayern

Landart ist eine bunte erlebnisreiche Kunst, in der die Natur erfahren und erkundet wird, ein Abenteuerspiel. Es gibt in ihr kein richtig oder falsch oder andere Bewertungen. Die Blätter gehen nie aus, die Federn werden nicht stumpf, Farben trocknen nicht ein, der Radierer ist die Hand, Material gibt es in Hülle und Fülle. Man kann allerdings nass und dreckig werden und die Werke selten in die Hosentasche stecken. Das macht jedoch nichts, denn die Erfahrung hat gezeigt, dass Kindern das Bauen wichtiger ist, als im Anschluss mit dem Bauwerk zu spielen.

Die Kinder erleben die Regeln der Natur, sie lernen behutsam mit ihr umzugehen und sie zu respektieren. Kinder lernen schon im Vorschulalter wie der Mensch mit seiner natürlichen Umwelt verbunden und wie er auf sie angewiesen ist.

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Handwerksprojekt 

 

Wer will fleißige Handwerker sehen, der muss in den Wald gehen. Ob schnitzen, filzen oder mit Lehm arbeiten – unsere Kinder aus dem Waldkindergarten Straßlach-Dingharting zeigten seit jeher ein besonderes Interesse an Handarbeit bzw. handwerklichen Tätigkeiten, nicht nur für kleine Basteleien, sondern auch größere Arbeiten, die auf unserer Lichtung zwischen Kleindingharting und dem Deininger Weiher zu erledigen waren. Zum Beispiel halfen sie begeistert mit, ein kaputt gegangenes Fenster aus dem Bauwagen wieder instand zu setzen sowie die provisorisch eingerichtete Feuerstelle zu erweitern, die jetzt - mit Steinen kreisförmig ausgelegt - vielseitig nutzbar ist. 

 

Unser Handwerksprojekt war geboren: ein Unterstand nahe des Bauwagens auf unserem Areal mit den Kindern zu bauen, der vielseitig verwendbar ist, z. B. für weitere Werksarbeiten, Lagerung von Holz, aber auch als Aufenthaltsraum oder Spielraum z. B. für Rollenspiele. Die Werkstattüberdachung sollte aus verschiedenen Naturmaterialien wie Weidenstöcken, Holz und Lehm bestehen, so dass sie sich auch optisch harmonisch in die Waldlandschaft einfügt.

Für Kinder bedeutet die Auseinandersetzung mit sich selbst, der Natur und Umwelt, dass sie auf spielerische Weise ihrer Kreativität und Phantasie freien Lauf lassen können. Dabei ist es nicht von Bedeutung, dass am Ende ein perfekt gestalteter Unterstand entsteht, sondern der Prozess der Auseinandersetzung ist das Wesentliche. Dies spielt eine große Rolle für die spätere Entwicklung der Kinder. Sich selbst etwas zu erschaffen fördert ihre Stärke und trägt zu einem gesunden Selbstbewusstsein bei. Kurzum: Die Kinder werden zu Individuen, die sich tatsächlich auch in eine Gemeinschaft mit ihren Stärken einbringen können und vor allem, die durch das Projekt selbstständiges Denken erlernt haben. Dies bestätigt auch unsere Umfrage unter den ehemaligen Waldkindern, was ihnen denn in bleibender Erinnerung geblieben sei, nämlich „gemeinsam ein Ziel zu erreichen.“ 

 

In einer Gruppe geht vieles nur durch gemeinsames Anpacken. Kinder brauchen Selbstgeschaffenes und Begriffserlebnisse. In den ersten sieben Jahren lernen Kinder vor allem durch „begreifen“ im wahrsten Sinne des Wortes, daher ist Formen und Plastizieren so wichtig für die Entwicklung des Nerven- und Sinnessystems. Erst wenn die Kinder Gegenstände selbst in die Hand nehmen, können sie damit wirklich etwas anfangen, was sich auch positiv auf die Sprache auswirkt, denn erst durch das tatsächliche „Begreifen“ der Materialien werden Begriffe lebendig. „Sage es mir, und ich vergesse, zeige es mir und ich erinnere mich,  lass es mich selbst tun und ich verstehe“ (Konfuzius). Kinder brauchen Elementares: Sie lieben es mit Wasser, Lehm, Holz und anderen Naturmaterialien zu spielen bzw. etwas zu bauen. Kinder brauchen Phantasie und Freude beim Lernen: Nur durch Begeisterung kommen sie auf neue Ideen. Kinder brauchen Gemeinschaftsgefühl: Wir wollen den Teamgeist sowie das positive Sozialverhalten fördern. 

 

Der Waldkindergarten Straßlach-Dingharting nahm Teil am Wettbewerb „Idee Initiative Zukunft“ der Drogerimarktkette dm. Mit dem Gewinn des Preisgeldes war der Grundstein für den Bau der Werkstattüberdachung gelegt. Weitere Gelder wurden gespendet. Durchgeführt werden konnte das Projekt mit Hilfe einer kreativen Serviceagentur, die mit pädagogischer, architektonischer und fachhandwerklicher Kompetenz das Bauprojekt geplanet und umgesetzt hat. Die Bauphase fand zum Großteil gemeinsam mit den Kindern statt, in mehreren Projektwochen, unter Einsatz des gesamten Teams und der Elternschaft: ein großes Gemeinschaftsprojekt mit viel Spaß. Unter dem Motto „Waldmeister am Werk“ wurde ein wahres Meisterwerk geschaffen. 

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Regierung von Oberbayern fördert Umweltbildung im Landkreis München

Die Regierung von Oberbayern hat dem Verein Waldkindergarten Straßlach-Dingharting für ihr Projekt "Landart für Kindergartenkinder" einen Zuschuss in Höhe von 5.000,- Euro bewilligt. Die Mittel stammen aus dem Allgemeinen Umweltfonds. Der Allgemeine Umweltfonds wurde im Zuge der "Offensive Zukunft Bayern" aus Privatisierungserlösen des Freistaates Bayern eingerichtet.
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Waldkindergarten Straßlach-Dingharting